Technische Voraussetzungen für die Nutzung von Biomethan
Viele moderne Gasheizungen sind bereits heute für den Betrieb mit Biomethan geeignet. Dieses entsteht durch die Aufbereitung von Biogas auf Erdgasqualität und kann über das bestehende Gasnetz eingespeist werden – eine Umrüstung der Heizungsanlage ist meist nicht erforderlich. Entscheidend ist der Wechsel zu einem passenden Gastarif mit Biogasanteil. Hier kommt es stark auf den regionalen Energieversorger an.
Gemäß dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist bei Neubauten und energetischen Sanierungen ein bestimmter Anteil erneuerbarer Energien verpflichtend. Biomethan kann diesen Anteil vollständig abdecken – ein Vorteil insbesondere im Gebäudebestand.
Wichtig: Es muss zwischen Rohbiogas und Biomethan unterschieden werden. Rohbiogas enthält noch CO₂ sowie Schwefelverbindungen und Feuchtigkeit. Es ist für haushaltsübliche Heizungsanlagen ungeeignet und wird vorwiegend in speziell konzipierten Blockheizkraftwerken eingesetzt.
Wartung und Technik: Unterschiede zwischen Rohbiogas und Biomethan
Während Biomethan meist keine zusätzlichen Wartungsanforderungen mit sich bringt, gilt das nicht für Rohbiogas. Dieses ist deutlich aggressiver gegenüber technischen Bauteilen – etwa durch:
- Schwefelwasserstoff, der zu Korrosion führt
- Feuchtigkeit, die Ablagerungen fördert
- CO₂, das chemische Reaktionen beschleunigt
Solche Bedingungen verkürzen die Lebensdauer der Anlage und erfordern eine regelmäßige Gasqualitätsüberwachung sowie spezielle Materialien. Im klassischen Wohnbereich kommen solche Systeme allerdings nicht zum Einsatz, da hier ausschließlich aufbereitetes Biomethan verwendet wird.
Biogasanteil und Heizkosten: Das sind die Preisunterschiede
Der Biogasanteil im gelieferten Gas hat direkten Einfluss auf die jährlichen Heizkosten. Reines Biomethan ist derzeit deutlich teurer als konventionelles Erdgas:
Gasart | Jährliche Kosten (15.000 kWh) | Preis pro kWh |
---|---|---|
Erdgas (0 % Biogas) | ca. 1.263 € | 8,4 Cent |
10 % Biogas-Anteil | ca. 1.562 € | 10,4 Cent |
100 % Biogas | ca. 2.246 € | 15,0 Cent |
Hauptursachen für die Mehrkosten:
- Aufwendige Aufbereitung von Biogas zu Biomethan
- Begrenzte Produktionskapazitäten bei wachsender Nachfrage
- Flächenkonkurrenz durch Energiepflanzen wie Mais
- Zusätzliche ökologische Folgekosten
Risiken und ökologische Herausforderungen
Trotz der Vorteile von Biogas als erneuerbare Energiequelle sind technische und ökologische Risiken zu beachten – insbesondere bei der direkten Nutzung von Rohbiogas.
Rohbiogas enthält neben Methan auch CO₂ sowie Schwefelverbindungen und Feuchtigkeit. Diese Begleitstoffe können zu Korrosion, Ablagerungen und unvollständiger Verbrennung führen. Die Folge sind erhöhter Wartungsaufwand und mögliche Methanemissionen – ein klimaschädliches Gas mit rund 25-fach höherem Treibhauspotenzial als CO₂. Im privaten Wohnbereich spielt dies kaum eine Rolle, da dort ausschließlich aufbereitetes Biomethan eingesetzt wird.
Ökologisch ist die Bilanz von Biogas ambivalent. Häufig wird Silomais als Ausgangsstoff genutzt – eine ertragreiche, aber flächenintensive Pflanze. Der großflächige Anbau fördert Monokulturen, erhöht den Pestizid- und Düngemitteleinsatz und wirkt sich negativ auf Bodenqualität und Biodiversität aus.
Hinzu kommt die begrenzte Verfügbarkeit geeigneter Biomasse. Die potenziell nutzbaren Mengen sind regional eingeschränkt und stehen in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Eine flächendeckende Umstellung auf Biomethan ist daher weder ökologisch noch wirtschaftlich flächendeckend realisierbar.
Biogas kann dort sinnvoll eingesetzt werden, wo andere Lösungen nicht praktikabel sind – etwa im ländlichen Raum oder bei Bestandsanlagen. Für eine breit angelegte Wärmewende ist es jedoch nur bedingt skalierbar.
Fazit: Biogas als sinnvolle, aber begrenzte Übergangslösung
Biomethan ermöglicht eine klimafreundlichere Nutzung bestehender Gasheizungen – ohne technische Umrüstungen. Damit bietet es eine praktikable Lösung zur kurzfristigen Erfüllung gesetzlicher Anforderungen im Gebäudesektor.
Gleichzeitig zeigen sich klare Grenzen: hohe Kosten, begrenzte Mengen und ökologische Bedenken. Die Skalierbarkeit ist eingeschränkt, die langfristige Wirtschaftlichkeit fraglich.
Biogas kann einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung im Bestand leisten – insbesondere dort, wo andere Technologien wie Wärmepumpen (noch) nicht realisierbar sind. Langfristig braucht es jedoch integrierte Lösungen mit Fokus auf strombasierte Systeme, Abwärmenutzung und Sektorenkopplung.